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Dankbarkeit

Annemarie Golser

Annemarie Golser

Für mich ist dieses positive Gefühl eine selbstverständliche Grundhaltung. Es ist eine Gabe des Schicksals eines Menschen, wie der Humor oder irgendein Talent.

Autorin: Annemarie Golser, Redaktion terzMagazin

Der fünfjährige Martin bedankt sich bei der Tante für ein Geschenk. Wie das vielleicht vor allem im Bernbiet üblich ist, winkt sie mit den Worten ab: „S’isch nüt z’ danke, es isch nume e Chlinigkeit gsi“. Ehrliche Antwort aus Kindermund: „Ja, es isch nid viel gsi, aber ds Mami het gseit, me müess glich Merci säge“. Ein Glück, wenn einem Kind im Elternhaus die Kultur des Sich-Bedankens, auch für kleine Freuden, vorgelebt wird. Ich erfahre immer wieder von Grosseltern, dass heute die Enkel nicht auf eine Gabe reagieren, oder die Eltern übernehmen  diese „Pflicht“ fälschlicherweise. Es erstaunt mich zu erfahren, dass es viele wissenschaftliche Studien zum Thema gibt.  Ich zweifle am Erfolg von angepriesenen Methoden, um die Dankbarkeit zu stärken. Das könnte unecht, aufgesetzt, einstudiert wirken.
Auch wenn nie alles rund läuft, gibt es doch in jedem Leben und in jedem Alter Gründe zur Dankbarkeit, die einhergeht mit Demut und Zufriedenheit.  Ich habe mich kürzlich bei einer Behörde für eine an sich gerechtfertigte Dienstleistung bedankt. Weil dies nicht üblich sei, reagierte mein Gegenüber  nicht nur sehr erfreut, sondern vielmehr erstaunt.
Wem ein Dankeswort nicht leicht über die Lippen kommt, kann ja – wenig originell zwar – auf vorgedruckte Karten ausweichen. Es scheint übrigens Männern schwerer zu fallen, sich zum Beispiel für eine Gratulationskarte zu bedanken; sie delegieren dies gerne an ihre Frauen. Übrigens braucht es nicht in jedem Fall ein Gegengeschenk. Ich erinnere  mich an ein weises Wort meiner Mutter: „ Me muess ou öppis chönne anäh“.

 

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