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Weltfriede(n) beginnt im eigenen Haus

Autorin: Margareta Annen-Ruf, Redaktion terzMagazin

Auf RadioChico hat mitten in der Weltfriedenswoche am 23. September 2015 die erfahrene Journalistin eine überarbeitete Fassung dieses Texts gelesen:

Weltfriede(n) ist ein ambitiöses Thema, aber doch irgendwie passend für unsere global denkende und handelnde Zeit. Beim Gedanken an das oft wenig friedliche Zusammenleben im Alltag stellt sich allerdings die Frage, wie dieses Ziel erreicht werden kann.
Doch nehmen wir es vorweg, neben staatlichen und nicht-staatlichen Organisationen engagieren sich viele namhafte Persönlichkeiten, aber auch Frauen und Männer in jedem Alter, unabhängig vom gesellschaftlichen und sozialen Status, für eine andere, bessere, friedlichere Welt. Das sind Bemühungen, die Respekt verdienen und denen gewisse Erfolge auch nicht abgesprochen werden können.
Sich jedoch für Frieden in der Welt einzusetzen ist das eine, ihn zu realisieren jedoch das andere, wenn doch schon ein friedliches Zusammenleben im Alltag nicht einfach ist. Ich denke da an all die kleineren und grösseren Reibungsflächen, die Zuhause, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, im Verkehr, in der Freizeit kurz überall im täglichen Zusammenleben auftreten.
Trotzdem kann jeder und jede dazu beitragen, dass ein friedliches Zusammenleben gelingt. Ich denke da etwa an die Sprache, wie sage ich es dem Partner oder der Partnerin wenn mich etwas an ihm oder ihr stört, an die Respektierung einer andern Meinung und das Zuhören-Können. Aber auch an die Nachbarschaftshilfe, die oft kaum bemerkt überall geleistet wird, an Mediatoren und Mediatorinnen wie sie an manchen Schulen im Einsatz sind oder an so wertvolle „Hilfen“ wie die „Dargebotene Hand.“

Noch viel mehr gilt dies für das Zusammenleben zwischen den Staaten.
Zwar sind heute dank den modernen Verkehrsmitteln einerseits und den modernen Kommunikationsmitteln anderseits, Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen wie nie zuvor in der Menschheitsgeschichte miteinander verbunden und vernetzt. Durch dieses globale einander Näherrücken einschliesslich des Handels, der Finanzwelt, der Arbeitswelt, von Wissenschaft und Forschung sowie von Institutionen aller Art und Einzelpersonen, die sich um ein weltweites friedliches Miteinander bemühen, wird das Verständnis für andere Kulturen und Lebensweisen zweifellos gefördert.
Erwähnen möchte ich da etwa die Vereinten Nationen, das Internationale Friedensforschungsinstitut sipri in Schweden (International Peace Research Institut = Internationales Friedensforschungsinstitut), das Internationale Rote Kreuz (IKRK) aber auch an Friedensinitiativen wie etwa die globale Friedensinitiative Schweiz und das „Haus der Religionen“ in Bern. Nicht vergessen seien aber auch Einzelpersonen wie etwa die junge Pakistanerin Malala Yousafzai, die für ihren mutigen Einsatz zugunsten der Bildung von Mädchen in ihrem Land, 2014 den Friedensnobelpreis erhalten hat.
Das aber kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein friedliches Zusammenleben auf weltweiter Ebene eine grosse Herausforderung darstellt. Zugleich ist es auch eine Chance sich täglich im zwischenmenschlichen und persönlichen Bereich weiterzuentwickeln, im Sinne des chinesischen Sprichwortes: „Bevor Du die Welt verändern willst, geh dreimal durch dein eigenes Haus“.

Friede zwischen den Generationen
Ein wichtiger Aspekt oder gar Baustein für ein friedliches, gesellschaftliches Zusammenleben, ist das Verhältnis zwischen den Generationen. Dass heute vier Generationen die gleichzeitig leben bald die Norm sind, war bis vor wenigen Jahrzehnten noch undenkbar. Die Möglichkeit eines gegenseitigen Wissens- und Erfahrungsaustausches von vier Generationen ist deshalb eine erstmalige und gleichzeitig grossartige Chance für unsere Gesellschaft. Besonders noch angesichts der Tatsache, dass sich der Alltag von früher vom heutigen wesentlich unterscheidet.“Wandtelefon mit Drehscheibe und mechanische Schreibmaschine begegnet Handy, Smartphone und Computer.“
Wer angesichts des fast quantensprungartigen, technischen Wandels behauptet, in dynamischen Gesellschaften habe Erfahrung keinen Platz mehr, der irrt. „Willst Du etwas wissen so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten“, sagt ein Chinesisches Sprichwort. Das Leben ist stets ein Weitergeben von Erfahrungen von einer Generation an die nächste und bildet zusammen mit neuen Erkenntnissen der jungen Generation die Basis für die Zukunft. Aus Betrieben etwa ist bekannt, dass Teams von Jung und Alt, also von Erfahrung, Überlegung und Zuverlässigkeit zum einen sowie Dynamik und Wagnis für Neues zum andern, die besten Resultate liefert. Im Übrigen ist altes Wissen und Können nicht überholt wie manche meinen. Neuestens gewinnt etwa die Handschrift bei jungen Leuten an Beliebtheit, und Grossmutters Kochrezepte sind gefragt. Auch sind Grosseltern in der hektischen Betriebsamkeit unserer Zeit für Enkelkinder oft eine Art „Anker in brandender Woge“.
Industrialisierung, Arbeitsteilung und eine stark globalisierte Arbeitswelt haben jedoch oft eine Separierung der Generationen zur Folge.

Begegnungsorte schaffen
Deshalb ist es wichtig, Möglichkeiten zu schaffen und zu fördern, wo sich Alt und Jung begegnen und miteinander austauschen können. Ich denke da etwa an Kinderkrippen und Mittagstische in Altersheimen, Begegnungsorte und Treffpunkte für Jung und Alt in Gemeinden – ein wunderbares Beispiel ist das „Generationen Haus“ in Bern -, an Senioren und Seniorinnen in der Schulstube, als Aufgabenhilfe, als Ersatzgrosseltern und auch an ein Projekt des Bernischen Verbandes für Seniorenfragen – heute Senioren Region Bern (SeBeRe): „Jung mit Alt.“ Seit 2005 führen Senioren und Seniorinnen der SeBeRe mit Schülern und Schülerinnen aus verschiedenen Schulen Gesprächsrunden zu aktuellen Themen wie etwa Zuversicht, Respekt, Konsum, durch.
Wir leben in einer schnelllebigen, von Bildern und Schlagzeilen bzw. Kurzinformationen dominierten Zeit, die Tiefergehendes ausblendet. Persönliche Kontakte und der Gedankenaustausch zwischen Jung und Alt sind deshalb umso wichtiger. Sie leisten einen wertvollen Beitrag zum Abbau von Vorurteilen hüben und drüben und tragen wesentlich zum Frieden zwischen den Generationen bei.

Weltfriedenswoche

Weltfriede(n) beginnt im eigenen Haus

Vom 21. – 25. September 2015
LIVE aus dem Berner GenerationenHaus

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