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Was die AHV mit Generationengerechtigkeit verbindet

Autorin: Anja Leser, Präsidium philosophie.ch

Mit Blick auf die Alters- und Hinterbliebenenpensionen in der Schweiz stellen sich verschiedene Fragen nach unterschiedlichen Formen von Gerechtigkeit.

Was die AHV mit Generationengerechtigkeit verbindet

Was hat die AHV mit Philosophie zu tun? Das philosophische Themendossier des Schweizer Portals für Philosophie (www.philosophie.ch) zeigt, dass die AHV stark mit der philosophischen Debatte der Generationengerechtigkeit verknüpft ist. Da der AHV der Generationenvertrag als Grundgedanke innewohnt, kann die philosophische Analyse eine klarere Sicht auf die zukünftige Entwicklung der AHV eröffnen: In der Philosophie teilt sich der Begriff „Generationenvertrag“ auf in Gerechtigkeitsansprüche an sich, Ansprüche auf einen minimalen Lebensstandard (Suffizienzgerechtigkeit) und Fragen nach einer gerechten Güterverteilung (Verteilungsgerechtigkeit).

Die Aufgaben der AHV lassen sich dementsprechend unterteilen in:

Erstens: Die AHV hat eine staatliche Verpflichtung zur Verteilung des Einkommens zwischen den verschiedenen Lebensphasen aller Bürger, d.h. von der erwerbstätigen Phase ins Alter.

Zweitens: Die AHV soll Armut im Alter verhindern durch die Gewährleistung eines minimalen Lebensstandards bzw. einer minimalen Versorgung mit Grundgütern.

und Drittens: In der AHV steckt wegen der beschränkten Renten-Bezugsskala zusätzlich ein starker Umverteilungseffekt zwischen Personen mit höherem und Personen mit tieferem Einkommen.

Die finanziellen Entscheidungen, die bei Reformen der AHV zu treffen sind, sollten der Möglichkeit nach das reflektieren, was die AHV als Institution anzustreben hat. Die Bezugnahme auf den ungenauen Begriff des Generationenvertrags allein scheint aber nicht auszureichen, wenn sich ein Misstrauen gegenüber der finanziellen Entwicklung der AHV manifestiert. Die aktuelle Vermischung der genannten drei Funktionen der AHV in einer einzigen Institution hat zwar historische Gründe, sollte aber für die Frage nach der optimalen Ausgestaltung einer staatlichen Altersvorsorge nicht vorausgesetzt werden.

Somit möchte das Dossier Denkanstösse geben, wie sich die AHV als gerechte Institution orientieren kann. Eine breite Debatte in der Öffentlichkeit über den Sinn und Zweck der Teilbereiche des Generationenvertrags kann dabei nur förderlich sein. Das Dossier hat also nicht den Anspruch, konkrete Lösungsvorschläge zur Entwicklung der AHV zu bieten. Aber es zeigt auf, dass eine systematische und analytische Rechtfertigung der Grundgedanken der AHV durchaus neue Entwicklungsmöglichkeiten andeuten kann. Wie dies in den philosophischen Debatten üblich ist, wird auch hier Fortschritt durch Diskurs mit Argumenten und Gegenargumenten erreicht. Das Einnehmen einer Geisteshaltung, die keine Diskussionen zulässt, verunmöglicht den philosophischen Fortschritt. Das Themendossier wirft deshalb auch offene Fragen auf, die es nicht vorschnell zu beantworten beansprucht.

Mehr Informationen zu den philosophischen Perspektiven zur AHV findet man auf www.philosophie.ch, wo das philosophische Themendossier „AHV & Generationengerechtigkeit“ kostenlos als PDF-Download zur Verfügung steht.

Direktlink zum Themendossier „AHV & Generationengerechtigkeit“

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