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Verkehr den Menschen anpassen

Autorin: Margareta Annen-Ruf, Redaktion terzMagazin

Da die 70Jährigen und Älteren im Strassenverkehr als „Gefahr“ gelten, wird mit den verschiedensten Angeboten versucht, sie zum Umsteigen auf den öffentlichen Verkehr zu bewegen. Doch nun machen die SBB und auch Busbetriebe neuestens die zu langsamen Senioren für Verspätungen im öffentlichen Verkehr verantwortlich.

Verkehr den Menschen anpassen

Verkehr den Menschen anpassen

Dass die Senioren und Seniorinnen heute länger gesund und mobil bleiben als frühere Generationen, sollte eigentlich längst bekannt sein. Das schliesst indessen nicht aus, dass viele Menschen mit steigendem Alter, besonders im vierten Lebensabschnitt, etwas langsamer sind oder werden. Die Verspätungen im Zugs- und auch im Busverkehr den 70Jährigen und Älteren in die Schuhe zu schieben, ist jedoch eine einseitige Schuldzuweisung. Bei näherer Betrachtung liegt deshalb die Vermutung nahe, dass die langsamen Senioren und Seniorinnen als Alibi dienen, um andere „Verspätungskriterien“ des öffentlichen Verkehrs zu überdecken.
Um bei der SBB zu bleiben: Primär mag die Strategie, immer mehr Menschen in immer kürzerer Zeit von A nach B zu befördern, auf dem Papier oder in der virtuellen Welt problemlos gehen. In der Praxis sieht das dann allerdings etwas anders aus. Analog unserer hyperaktiven „24-Stunden-Gesellschaft“, die stets mehr Burnouts und Überforderte produziert, stösst ein nicht nur auf permanente Schnelligkeitssteigerung, sondern auch grossflächig vernetzter High-Tech Verkehr an Grenzen. Stellwerkstörungen und andere technische Pannen, die je nachdem unterschiedlich lange Verspätungen sowie andere Unannehmlichkeiten für die Passagiere zur Folge haben, gehören bei der SBB sozusagen zur Tagesordnung. Fakten, über die auch die jeweils veröffentlichten Pünktlichkeitsdaten nicht hinwegtäuschen können.
Abgesehen davon und von immer längeren Perrons bei gleichzeitig stets kürzeren Umsteigezeiten, benötigen ausser den Senioren auch andere Fahrgäste und Reisende einiges an Zeit zum Ein,- Aus- und Umsteigen. Das geht von:
Touristen aus aller Welt mit oft umfangreichem Gepäck
Ortsunkundigen, die die Perrons für ihre (Weiter)Reise suchen müssen
Mütter mit Kinderwagen oder (Klein(kindern) bis zu
Sportlern mit sperrigen Ausrüstungen und
Menschen mit Behinderungen unabhängig vom Alter.
Wir brauchen eine Verkehrsplanung, die sich an der Realität, das heisst an den Benutzern der öffentlichen Verkehrsmittel orientiert und nicht an blossen Berechnungen.

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