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Selbständig wohnen mit Dienstleistungen nach Bedarf

Margareta Annen-Ruf (Text), Michel Studer (Bild), SSR-Redaktion
SSR-News, Ausgabe November 3/2014

Die meisten Senioren und Seniorinnen möchten, wenn möglich bis ans Lebensende, in den eigenen vier Wänden wohnen. Das bedingt Wohnkonzepte, die an die Bedürfnisse der älteren Bevölkerung angepasst sind – wie sie da und dort entstehen, so auch in Wünnewil-Flamatt.

Selbständig wohnen mit Dienstleistungen nach Bedarf

Selbständig wohnen mit Dienstleistungen nach Bedarf

Das 2002 von der Schweizerischen Gesellschaft für Prävention und Gesundheitswesen herausgegebene Dokument „Gesundheitsziele für die Schweiz, Gesundheit für alle im 21. Jahrhundert, (WHO Europa)“, enthält auch ein Kapitel  „Altern in Gesundheit“. Bei den Zielsetzungen heisst es u.a., dass bis zum Jahr 2020 keine ältere Person ohne kognitive Behinderung mehr im Alters- und Pflegeheim leben sollte, wenn sie dies nicht freiwillig gewählt hat und, dass (bis 2010!) Wohnungen auch für ärmere Ältere mit einfachen Hilfsmitteln ausgerüstet sein sollten. Zielsetzungen, von denen wir noch um einiges entfernt sind, die jedoch dem Wunsch der meisten Senioren und Seniorinnen nach selbstbestimmtem Wohnen bis ans Lebensende entsprechen. Zudem ist dies kostengünstiger als das Altersheim, das zur Folge hat, dass immer mehr ältere Menschen auf Ergänzungsleistungen angewiesen sind.

Beat Bucheli

Beat Bucheli

Das Projekt „Betreutes Wohnen am Kurpark “ in dem im Sensebezirk gelegenen Wünnewil-Flamatt (Kur bezieht sich auf cure = Pfarrer/Pfarrhaus)“ entspricht dem Bedürfnis der älteren Menschen nach Selbständigkeit. Wie von Beat Bucheli, der aufgrund seiner Mandate im Gesundheits- und Seniorenbereich in der Arbeitsgruppe des Projekts Einsitz hat, zu erfahren ist, handelt es sich um vier Wohnbauten. Das dazu benötigte Bauland hat die Pfarrei Wünnewil-Flamatt einer privaten Firma im Baurecht übergeben. Eines der Wohnhäuser ist seit September 2014 bezugsbereit und ein zweites in Planung. Die Wohnungen, in diversen Grössen von 2 1/2, 3 1/2, 4 1/2 bis 5 1/2 Zimmern, mit Schwergewicht auf kleinen Wohnungen sind, der Zielgruppe angepasst, hindernisfrei und funktionell eingerichtet.

Von Vorteil: zentrale Lage
Laut Bucheli sind die Wohnungen primär für ältere Menschen und Menschen mit einer Behinderung, die es in jedem Alter gebe, vorgesehen. Indes, wenn das Angebot grösser sei als die Nachfrage, könnten die Wohnungen auch von Personen gemietet werden, die nicht der Zielgruppe angehören. Besonders die grossen Wohnungen etwa seien für Familien geeignet und förderten die intergenerationellen Kontakte.
Von grossem Vorteil ist die zentrale Lage der Wohnungen für Menschen ohne Auto bzw. solche, die in ihrer physischen Mobilität eingeschränkt sind, da sich Post, Bank, Arztpraxis und Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe befinden. Aber auch Vereine und diverse Freizeitangebote sind gut erreichbar. Teilhabe am alltäglichen Geschehen und die Möglichkeit zu Kontakten mit anderen Menschen bewahrt Ältere vor Vereinsamung. Ein weiterer Vorteil, der dem Wunsch älterer Menschen entspricht ist, dass sie bis ans Lebensende bleiben können, ausser bei intensiver Langzeitpflege.

Die Mieter und Mieterinnen sind autonom, sie wählen die Dienstleistungen, die sie persönlich wünschen oder benötigen. Dafür gibt es eine Ansprechperson, die bei Bedarf auf die Vermittlung von Dienstleistungen angefragt werden kann. Zudem werden die Mieter und Mieterinnen über die Dienstleistungen verschiedener Bereiche informiert. So etwa bezüglich:
Sicherheit und Gesundheit (u.a etwa Spitex, Hausarzt, Rot-Kreuz-Notruf);
Ernährung und Haushalt (u.a. Mahlzeitendienst, Waschservice);
administrativer Hilfe (u.a. Steuererklärung, Ergänzungsleistungen) und über soziale Kontakte (Mittagstisch, sportliche Aktivitäten, gesellschaftliche Anlässe).
Die Kosten aus der Nutzung dieser Dienste sind direkt dem Leistungserbringer zu bezahlen.

Konzept lässt sich überall realisieren
Eine andere Ebene sind Dienstleistungen, die die Mieter und Mieterinnen benutzen können oder nicht, und die mittels eines Sockelbeitrags aller Mieter und Mieterinnen  finanziert werden. Dazu befragt erklärt Bucheli, dass dabei an eine im Hintergrund vorhandene Struktur, also an eine Person gedacht ist, die da ist, wenn sie von einem Mieter, einer Mieterin benötigt wird. Einen Mehrwert für die Gemeinschaft wiederum könne die gegenseitige Unterstützung der Bewohner und Bewohnerinnen bringen, so Bucheli.
Die Zuständigkeiten sind auf die drei Ebenen: Eigentümer, Immobilienverwaltung für Vermietung und Unterhalt sowie die Betreuung verteilt. Letztere ist von Vermietung und Verwaltung unabhängig.
Weiter meint Bucheli, dass sich dieses Konzept überall realisieren lasse. Es sei selbsttragend und generiere keine zusätzlichen Kosten für die Allgemeinheit. Doch es erfordere auch Unterstützung durch Freiwilligen-Arbeit und die moralische Unterstützung durch die Behörden. Nicht zuletzt sei es aber auch entwicklungsfähig.

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