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Fragwürdige Fahrausweisentzüge bei Senioren

Autor: Dr. Thomas Meyer, Redaktion terzMagazin

Der Filmbericht in «10 vor 10» am 29. Mai und die Berichterstattung in Tageszeitungen veranlassen grundsätzliche Bemerkungen über erfahrene Lenker und ihr Bild in der Öffentlichkeit.

Könner wie Marc Surer unterrichten auch ältere Lenker.

Könner wie Marc Surer unterrichten auch ältere Lenker.

Die Verdreifachung der Fahrausweisentzüge im Kanton Aargau innerhalb der vergangenen fünf Jahre, wovon in der Aargauer Zeitung mehrfach zu lesen war, ist mit Sicherheit nicht darauf zurückzuführen, dass über 70-Jährige heute einen schlechteren Gesundheitszustand aufweisen. Die terzStiftung setzt sich für ein angemessenes Altersbild ein. Das Bild sollte dort korrigiert werden, wo eindeutig falsche Ansichten von der dritten und vierten Generation vorliegen. Bei den älteren Verkehrsteilnehmenden ist das unbestreitbar der Fall. Sie werden in der Öffentlichkeit oft pauschal als gefährlich und unfähig dargestellt. Als Interessenvertreterin will die terzStiftung hier korrigierend eingreifen. Die Verkehrsunfallstatistiken des Bundesamts für Strassen (ASTRA) beweisen, dass «Senioren» zwischen 65 und 75 Jahren eine ganz unauffällige Gruppe von Verkehrsteilnehmenden sind.

Gleichbehandlung
Wir begrüssen medizinische Mindestanforderungen, die für alle Lenkenden in jedem Alter gelten und Sehen, Hören, Beweglichkeit, geistige Gesundheit usw. betreffen. Die medizinische Kontrolluntersuchung sollte weiterhin durch den Hausarzt ausgeführt werden. Er kennt den Gesundheitszustand besser als ein Vertrauensarzt, der jemanden zum ersten Mal sieht. Teure und zeitaufwändige Zusatzschulung stellen wir in Frage.
Es ist verunglimpfend, wenn jemand behauptet, Hausärzte stellten ihren Patienten lediglich Gefälligkeitsgutachten aus. Der Arzt würde durch einen derartigen Untersuchungsbericht wissentlich eine Falschaussage machen, die für ihn standesethische Konsequenzen haben kann.

Verhältnismässigkeit
Die Diskussion über Unfälle, die von kranken betagten Lenkenden ausgelöst werden, ist unverhältnismässig. Die Journalisten, die solche Fälle aufbauschen, diskriminieren ältere Verkehrsteilnehmer. Eine Untersuchung an der Universität Zürich von 2013 hat ergeben, dass Fahranfänger und über 75-Jährige deutlich häufiger in Unfälle verwickelt sind als 70-Jährige. Dr. Gianclaudio Casutt, der die Studie vorgestellt hat, schlägt vor, die Alterslimite 70 um fünf Jahre anzuheben: Erst mit 75 Jahren sei eine Kontrolluntersuchung zu rechtfertigen. Die terzStiftung schliesst sich dieser Einschätzung an.

Ziel einer Verkehrspolitik mit Blick auf die demographische Entwicklungauch ältere Lenker muss es sein, durch Schulungsmassnahmen möglichst vielen gesunden erfahrenen Lenkenden die Mobilität zu erhalten. Als Interessenvertreterin der 3. und 4. Generation wendet sich die terzStiftung entschieden dagegen, deren Mobilität dadurch einzuschränken, dass jedes Jahr durch zum Teil unfaire Methoden mehr Fahrausweisentzüge vollstreckt werden.

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