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Die Zeit verlangsamen

Autorin: Annemarie Golser, Redaktion terzMagazin

Eine anregende Diskussion in der Seniorenrunde. Im Zentrum der Gespräche steht der Text einer Studie, die sich vor allem an die älteren Menschen richtet.

Annemarie Golser

Annemarie Golser

Unsere Wahrnehmung über das schnelle oder langsame Vorbeigehen der Zeit soll laut dieser Studie davon abhängig sein, wie viel Neues, Anregendes, emotional Bewegendes wir aufnehmen. Also haben wir es in der Hand, die „gefühlte Zeit“ zu verlangsamen. Deshalb die Empfehlung aus dem „wissenschaftlichen“ Lager: Aussteigen aus dem ereignislosen Alltagstrott und auf zu abenteuerlichen Entdeckungstouren!?
Hans gibt zu bedenken, dass vielen Senioren die Finanzen, die Kraft und die Gesundheit zum ständigen Herumreisen fehlen. Rita stört es, dass dem Wort „Alltagstrott“ immer etwas Negatives anhaftet. Das alltägliche Gleichmass gebe gerade auch im Alter Struktur, könne Halt und Sicherheit vermitteln und beruhigende Routine bedeuten. Im ständigen Aufruf an die Senioren zu Aktivitäten sieht sie vor allem den wirtschaftlichen Faktor.
Lea möchte eigentlich die Zeit gar nicht verlangsamen. Schliesslich sei sie auch schon froh darüber gewesen, wenn bange Stunden vorübergingen, wenn der Morgen eine schlaflose Nacht ablöste.
Ruth setzt den philosophischen Schlusspunkt. Sie ist nicht mehr mobil, lebt zurückgezogen in ihrem alten Bauernhaus, arbeitet aber jeden Tag auch im hohen Alter noch als Malerin in ihrem Atelier. Sie ist erfüllt von einer grossen Dankbarkeit für alles, was ihr das Leben bot: Die Zeit der Jugend, der jungen Liebe, der Mutterschaft, der beruflichen Entfaltung, der reichlich genossenen kulturellen Freuden, aber jetzt auch die Zeit der stillen Einkehr, der Rückschau. Für sie ist klar, dass jedem Menschen ein Gefäss zur Verfügung steht, in das er alle Erlebnisse und Eindrücke sammelt und das im Alter gefüllt sein darf.

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