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Altersvorteile

Annemarie Golser

Annemarie Golser

Autorin: Annemarie Golser, Redaktion terzMagazin

Im vierten Lebensalter jenseits der 80 haben wir reichlich Zeit, um Fragen zu beantworten, jedoch das Interesse an unseren Ansichten und Verhaltensweisen scheint nachzulassen.

Natürlich gibt es den Ausspruch: „Wir müssen nicht mehr, wir dürfen nur noch.“
Daran denke ich nicht in erster Linie. Auch nicht an die Seniorenrabatte des Grossverteilers, unbequem, weil extrem zeitgebunden. Auch nicht an die sonstigen Vergünstigungen auf die Eintrittspreise für Ausstellungen, Konzerte oder Kinos. Hier stellt sich jeweils leise Wehmut ein, weil die Kassiererin längst nicht mehr nach der Berechtigung fragt. Vorbei ist auch das Unbehagen und macht Dankbarkeit Platz, wenn uns nette Mitmenschen im Tram ihren Sitzplatz anbieten.
Es geht mir vor allem um Telefonate. Ich scheine bei Marktforschern beliebt zu sein. Die Anrufe häufen sich. In den meisten Fällen geht es um das Konsumverhalten. Zuerst noch etwas unerfahren, äusserte ich mich bei einer Anfrage bereitwillig zum Thema. Schlussendlich kam die Frage nach meinem Alter. Ich nannte mein Geburtsjahr und wurde korrigiert:“ Ich möchte ihr Alter wissen und nicht ihren Jahrgang“. Wie haben wir doch seinerzeit Kopfrechnen geübt! Aber das wäre ein anderes Kapitel. Als ich die gelebten Jahre erwähnte, meinte die Anruferin:“ Es tut mir leid. Sie gehören nicht mehr zu unserem Zielpublikum“.
Jetzt beeile ich mich jeweils, mein Alter sofort anzugeben. So dauern diese unerwünschten Gespräche höchstens noch fünf Sekunden. Wenn das kein Vorteil ist! Es ist mir allerdings schleierhaft, warum das Konsumverhalten der Seniorinnen und Senioren bei der offenbar wichtigen Forschung nicht einfliessen soll.

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Giovanni
17. September 2016 19:06

Liebe Annemarie Golser
Marktforscher-Umfragen belästigen wahrscheinlich alle Altersklassen.
Mir scheint, es gebe dagegen ein Generalrezept: Online-Umfragen nicht beachten und zur Tagesordnung übergehen. Schriftliche Fragen im runden Ordner – dem Papierkorb – versorgen. Kommen Anfragen per Telefon, so kann man den Kontakt mit Ablegen oder Aufhängen des Geräts schnell zur Strecke bringen.
Meines Erachtens sind Marktforscher letztlich arme Teufel, die davon leben, dass sie Dritte belästigen müssen. Man kann ihnen also etwas Mitleid gönnen.