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Altersheime: Jeder Vierte ist wegen Hörsehbehinderung von der Aussenwelt abgeschnitten

szblind

Je älter Menschen werden, desto häufiger haben sie massive Seh- und Hörprobleme. Der Schweizerische Zentralverein für das Blindenwesen SZB wollte dies genauer wissen und hat in einer Studie zum ersten Mal das ganze Ausmass von Sinnesbeeinträchtigungen bei Menschen in Alters- und Pflegeheimen aufzeigen können.

Altersheime: Jeder Vierte ist wegen Hörsehbehinderung von der Aussenwelt abgeschnitten

Altersheime: Jeder Vierte ist wegen Hörsehbehinderung von der Aussenwelt abgeschnitten

Der SZB beschäftigt sich seit Jahren mit den Lebenslagen von Menschen mit Seh- oder Hörsehbehinderung. In diesem Zusammenhang lancierte er eine Sonderauswertung von 24‘000 Dossiers aus Alters und Pflegeheime aus mehreren Kantonen der Schweiz. Die Daten stammen aus dem Assessment-System für Alters- und Pflegeheime RAI (RAI-NC).

RAI ist eines der in der Schweiz am stärksten verbreiteten Bedarfsabklärungs-Instrumente für Bewohnerinnen und Bewohner von Alters- und Pflegeheimen. Diese zeigen die individuellen Bedürfnisse für Pflege und Betreuung und gewährleisten eine Qualitätssicherung und –förderung. RAI erfasst unter anderem auch die Sehfähigkeit anhand einer Einschätzung zur Sehschärfe, zu möglichen Gesichtsfeldeinschränkungen und zum Gebrauch von vergrössernden Sehhilfen.

Über die Hälfte mit Sehbeeinträchtigung

Die Fachpersonen der stationären Alterspflege, die RAI verwendeten, dokumentierten bei 42 Prozent der Bewohner und Bewohnerinnen eine Sehbeeinträchtigung. Bei rund 14 Prozent wurde sogar eine schwere Sehbehinderung registriert, das heisst, diese Personen können trotz Brille auch grosse Buchstaben nicht mehr lesen.

Je älter die Personen sind, desto wahrscheinlicher sind stärkere Sehbeeinträchtigungen. Sowohl leichte wie schwerwiegende Formen der Sehbehinderungen sind pflegerelevant und haben Folgen. Personen werden nicht mehr erkannt, Gegenstände nicht mehr gefunden, Mahlzeiten können nicht mehr selbstständig eingenommen werden usw. Für ältere Menschen wird die selbstständige Körperpflege unmöglich, ihre Freizeitaktivitäten sind eingeschränkt, die räumliche Orientierung, das Sicherheitsempfinden und das gesamte Bewegungs- und Sozialverhalten sind beeinträchtigt.

Auch im Bereich Hören gibt es markante Veränderungen: Das Hörvermögen ist demnach bei 48 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner so vermindert, dass es zu Kommunikationsschwierigkeiten führen muss. Doch Hörhilfen werden nur bei einem Bruchteil der schwerhörigen Personen eingesetzt. Bei 13 Prozent der Personen kann man davon ausgehen, dass sie nicht verstehen, was gesagt wird. Grundsätzlich wird festgestellt, dass die Hörbeeinträchtigungen mit den Altersjahren sehr stark zunehmen. Für den Alltag bedeutet dies: Die Kommunikation ist eingeschränkt, die Informationsaufnahme erschwert; es gibt Missverständnisse, Kränkungen und oft einen sozialen Rückzug.

Rund 27 Prozent der Personen in Alters- und Pflegeeinrichtungen weisen sogar eine doppelte Sinnesbeeinträchtigung auf. Sie können einen Hörverlust nicht mehr durch genaues Beobachten ausgleichen, und gleichzeitig können sie das Gehör nicht einsetzen, um Personen an der Stimme zu erkennen oder akustisch zu verstehen, was sie nicht sehen können. Ein Viertel der Bewohner von Alters- und Pflegeheimen ist wegen dieser Sinnesbeeinträchtigung von der Aussenwelt weitgehend abgeschnitten.

Der SZB fordert, dass alle diese Menschen Betreuung und Pflege erhalten, die an ihre Sinnesbeeinträchtigung angepasst sind. Sehbehindertenfreundliche Pflege muss in die Tat umgesetzt werden. Dazu stellt der SZB Anleitungen bereit, z.B. unter www.sensus60plus.ch – Sehen und Hören im Alter.

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